Stöberstuben sind textiles Schlaraffenland

Bad Sooden-Allendorf – Eine Jacke oder ein Mantel für nur zwei Euro? Kleider, Hosen oder Bettwäsche für nur die Hälfte? T-Shirts, Blusen, Schals oder Gürtel zum Spottpreis von 50 Cent? In einem prima Zustand gibt es all das in einer Kleiderkammer, die der Sozialkreis Bad Sooden-Allendorf seit zehn Jahren in den Räumen der örtlichen Rhenanus-Schule betreibt – ein textiles Schlaraffenland.

Einst aus der Taufe gehoben, um Flüchtlingen und Migranten unter die Arme zu greifen, sind die auch als Stöberstuben bezeichneten Räume, die der Kreis kostenlos zur Verfügung stellt, offen für jedermann. Und zunehmend mehr Einwohner machen davon auch Gebrauch, beobachten für den Sozialkreis Pfarrer Hubertus Spill und Torsten Stöber, der immer wieder auch andere soziale Projekte fördert. Aktuell hält die Kleiderkammer Tausende von Artikeln vor. Unter ihrer Last biegen sich die Regale und Kleiderständer. Frauen, Männer und Kinder können sich dort von Kopf bis Fuß einkleiden, weil auch eine große Auswahl von Schuhen dabei ist.

„Sehr gute Sachen“, von denen sich Menschen aus unterschiedlichen Gründen trennten, fänden für kleines Geld eine sinnvolle Wiederverwendung, was ganz im Sinne der Nachhaltigkeit sei, betonen Spill und Stöber. Zuletzt sei ein Drittel mehr an Einnahmen erzielt worden, Geld, das in andere Projekte des Sozialkreises investiert werde. Mit Ausnahme der Schulferien steht jeden Mittwoch von 15.30 bis 18 Uhr ein Team aus ehrenamtlichen Kräften bereit, um die Kundschaft zu bedienen oder Waren anzunehmen. Tragbare und saubere Kleidung wird vorsortiert. Schmutzige Sachen werden in einem Extra-Raum gesammelt und vom Roten Kreuz abgeholt, um sie so zu bearbeiten, dass sie auf welche Weise auch immer wieder verwendet werden können.

Deutschunterricht für irakische Kinder: Regine Henke mit (von links) den Schwestern Yasemin (8), Zainab (11), Alesha (13) und Nesthäkchen Salwa (6).

Und einen zusätzlichen Service gibt es auch. Im Café International, das der Kleiderkammer angegliedert ist, erteilt Regine Henke ausländischen Kindern und Erwachsenen gleichzeitig Deutschunterricht – natürlich kostenlos. Wer es noch nicht weiß: Zu erreichen ist die Kleiderkammer über den unteren Schulhof der Rhenanus-Schule.

Text und Foto: Chris Cortis